Gebet für Wahrheit und Frieden
Von Pfarrer Dr. Manfred Deselaers, Auslandsseelsorger der Deutschen Bischofskonferenz, am Zentrum für Dialog und Gebet in OświęcimLiebe Freundinnen und Freunde,
am Samstag bin ich aus Moskau zurückgekommen, wo die russische Übersetzung meines Buches über den Kommandanten von Auschwitz „Und Sie hatten nie Gewissensbisse? – Die Biografie von Rudolf Höß, dem Kommandanten von Auschwitz und die Frage nach seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ vorgestellt wurde.
Herausgegeben wurde es vom orthodoxen St. Filaret Institut. Immer wieder wurde gesagt, wie wichtig diese Reflektion gerade jetzt für Russland sei.
Am Mittwoch war die Buchvorstellung, am Donnerstag begann der Krieg und ich war Gast in einem orthodoxen Familienkreis, und Freitag gab es eine Podiumsdiskussion mit Professoren über das Buch. Überall war der Schock zu spüren und eine große Hilflosigkeit. Als ich fragte, wer Verwandte oder Freunde in der Ukraine habe, haben sich fast alle gemeldet.
Jetzt bin ich wieder in Deutschland und trage die Begegnungen in meinem Herzen. Was können wir tun? Was können wir als Christen tun, jenseits der politischen Ebene? Wenn wir nicht wissen, was wir tun können, können wir immer noch beten. Beten bedeutet, die Menschen im Herzen zu behalten, sie nicht zu vergessen, unsere Hilflosigkeit Gott anzubieten und zu Ihn bitten, uns zu helfen. Vielleicht wird uns dann ein Weg deutlich.
Bei unseren Treffen wurde oft dieses Gebet der „Bruderschaft der Verklärung“ gebetet:
Gebet für Wahrheit und Frieden
Allmächtiger Gott!
Hilf uns zu erkennen, wo die Wahrheit liegt, und für sie einzustehen.
Befreie uns von jeglicher Angst vor Gewalt und Gesetzlosigkeit.
Lehre uns, das Böse zu bekämpfen, ohne uns dem Hass hinzugeben, und auch im Feind den Menschen zu sehen.
Hilf uns, das Leben auf unserer Erde zu korrigieren, damit kein Blut vergossen und keine Gewalt ausgeübt wird.
Herr, in deine Hände legen wir unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Amen